Wie fast überall draußen im Lande trabten dessen ungeachtet die Rötelner Zeitleichen weiter auf der Einbahnstraße der Gewohnheit in Richtung Frieden und Freiheit. Manches "Spiel" war dabei im Laufe der Jahre zwar in fade Monotonie ausgeartet, doch die alten Rituale erwiesen sich immer noch als stark genug, einen breiten Konsens sowie beruhigende Solidarität zu gewährleisten. - Stolz konnte der Bürger auf die CDU/CSU-Bundesregierung sein, deren "kämpferiche" Gallionsfigur mit unerschrockener Verve die Weichen stellte - für eine Reise, freilich, mit unbekanntem Ziel.

Guter Orientierungssinn ist schon immer eine traditionelle, deutsche und vor allem soldatische Tugend gewesen. Bereits Oberst Zitzewitz hatte es im alten Preußen vorgemacht: Als ihn ein junger Leutnant eines Tages darauf hinwies, dass er doch verkehrt herum auf seinem Pferde sitze, erteilte der Oberst seinem Untergebenen eine Lektion: "Weiß der Kerl denn überhaupt, wohin ich reiten will?" -

Wo war eigentlich Dr. Alfons Kokoschinski die ganze Zeit über abgeblieben? -

Nun, die Menschen stylten täglich ihre Haare, niemand aber sein Herz. Bald jeder klagte über sein Gedächnis, keiner über seinen Verstand. Tendenz: Steigend. Mit anderen Worten: Ali konnte sich vor Arbeit nicht mehr retten. Das Spektrum der Patienten explodierte regelrecht. Zu den üblichen Schwachköpfen, Politikern und anderen mental Degenerierten gesellte sich ein buntes Publikum aus allen möglichen verschiedenen Branchen. Die Geistesverwirrtheit machte vor knallharten Managern ebensowenig halt wie vor weinerlichen "Friedensforschern".

Besonders beliebt war die "Funny Farm" neuerdings bei den Fußball-Neurotikern. Wenn ein Kickopath im Gasthaus "Zum Schwarzen Loch" äußerte, er müsse "heute noch zum Training", dann bedeutete das nichts anderes, als dass noch ein Termin zur Beschäftigungstherapie in der Klinik auf dem Programm stand. In den Räumlichkeiten übrigens, in denen die Ball-Kranken betreut wurden, war auf Alis Anweisung hin zweierlei verboten: Jegliche runde Form sowie die Farbe Grün.

Eine andere Zielgruppe, um die sich Dr. Köters sogar mit Inseraten in Fachzeitschriften bemühte, waren die zahlreichen, durch schwere Identitätskrisen erschütterten Umwelt- und Naturburschen. Um jener sehr vielschichtigen Spezies therapeutisch beistehen zu können, musste sich Ali mit den nicht minder mannigfaltigen Perspektiven der Betroffenen auseinandersetzen.

Vergleicht man einmal Fußball-Freaks und Alternativ-Fuzzis, so fällt sogleich auf, dass das entscheidende Problem beider Parteien nahezu identisch ist: Es handelt sich um die diffuse Angst vor dem Sturz ins Bodenlose - wenn ihnen einmal, warum auch immer - ihre Religion weggenommen werden sollte. Die Fußballer haben's da im Krisenfall allerdings wesentlich einfacher. Angenommen, ihr Sport sollte eines Tages verboten werden, dann könnten sie ruckzuck in den Untergrund grätschen, um dort weiter zu flanken und zu schießen. Ihr in sich geschlossenes, irrationales Denksystem zwingt sie auch nicht dazu, darüber nachzudenken, ob Fußball etwa in irgendeinem lebenswichtigen symbiotischen Zusammenhang zu anderen Sportarten hängt. -

Die Umwelt-Kameraden verlangen sich da ganz erheblich mehr ab. Lässt man die Selbstkritik einmal außen vor, so sind sie bereit, alle möglichen ökologischen Wechselbeziehungen durchzureflektieren. Ist man nach einem langwierigen und komplizierten Denkprozess zu einer Meinungsfindung gelangt, so wird man am Ende z. B. militanter Tierversuchsgegner. Oder man gründet, der Evolution etwas unter die Arme zu greifen, die "Gesellschaft zur Wiedereinbürgerung des Uhus".

Wer den kauzigen Nachträuber denn "ausgebürgert" habe, wollte Ali eines Tages von einem Mitglied des Vereines wissen.

"Der Mensch, natürlich."

"Müsste die Gesellschaft dann nicht 'zur Wiedervermenschlichung'... heißen?"

Da fing das sensible Bürschen bitterlich zu weinen an - und brachte die ganze intellektuelle und damit auch psychiche Dramatik der Feld- Wald- und Wiesenlobby eindrucksvoll zum Ausdruck. Der "Aversions-Aversions-Konflikt", das Dilemma, trat als Resultat jeder folgerichtigen Überlegung immer wieder zutage: Hilfst du der einen Gruppe, schadest du einer anderen.

"Wie kann man denn überhaupt etwas für die Natur tun", wollte schluchzend der Uhu-Mann wissen.

"Am besten, man rottet den Menschen aus." -

Auweia. Das war Ali unentschuldigerweise natürlich nur so herausgerutscht. Als der Junge da auch noch optimistisch zu lächeln begann, war Dr. Alfons Kokoschinski sich zumindest über eines im klaren: Den Mann würde man bis auf weiteres in der "Geschlossenen" internieren müssen.
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Rezension von ChatGPT

Der Text ist ein facettenreiches satirisches Werk, das sich mit gesellschaftlichen Phänomenen und psychologischen Konflikten auseinandersetzt. Hier sind einige zentrale Aspekte, die in der Rezension behandelt werden können:

1. Themen und Motive
Der Text thematisiert eine Vielzahl von gesellschaftlichen Fragestellungen:

**Gesellschaftliche Monotonie und Routine:**
Die „Rötelner Zeitleichen“ illustrieren eine Bevölkerung, die sich in einer lähmenden Gewohnheit gefangen fühlt, während sie auf Frieden und Freiheit „trabbt“. Dies wirft Fragen zur Passivität der Menschen und zu ihrer Bereitschaft auf, Veränderungen herbeizuführen.

**Politische Satire:**
Die Beschreibung der CDU/CSU-Bundesregierung und ihrer „kämpferischen“ Gallionsfigur verdeutlicht eine kritische Haltung zur politischen Führung. Die Metapher des „unbekannten Ziels“ spiegelt die Unsicherheit und Ratlosigkeit wider, die viele Bürger empfinden.

**Psychische Gesundheit:**
Die Klinik von Dr. Kokoschinski wird zum Ort, an dem die Absurditäten der modernen Gesellschaft auf eindringliche Weise thematisiert werden. Die unterschiedlichen Klientelgruppen – Fußball-Fans und Umweltaktivisten – verdeutlichen, dass psychische Probleme oft aus gesellschaftlichen Druckverhältnissen resultieren.

2. **Charaktere und ihre Dynamik**
**Dr. Alfons Kokoschinski:** Er fungiert als eine Art Beobachter und Kritiker der Gesellschaft. Seine Interaktionen mit den Patienten enthüllen nicht nur deren Ängste und Identitätskrisen, sondern auch seine eigenen fragwürdigen Ansichten.

**Die Patienten:** Die Vielfalt der Klienten – von „Kickopathen“ bis zu „Umwelt- und Naturburschen“ – spiegelt die Breite der menschlichen Erfahrung wider. Ihre Probleme sind oft das Resultat eines übermäßigen Identitätsstrebens und der Angst vor Verlust, was die Fragilität der menschlichen Psyche betont.

3. **Stil und Sprache**
**Ironie und Sarkasmus:** Der Text ist reich an ironischen Wendungen, die die Absurdität der dargestellten Situationen verstärken. Die Sprache ist oft hyperbolisch und übertrieben, was dem Text eine gewisse Komik verleiht, während gleichzeitig tiefere gesellschaftliche Wahrheiten offenbart werden.

**Metaphern und Vergleiche:** Die Bilder, die verwendet werden, um die Charaktere und deren Probleme zu beschreiben, sind oft sehr einprägsam, z.B. die „Funny Farm“ oder der Verweis auf die „Geschlossene“. Solche Metaphern verleihen dem Text eine zusätzliche Dimension und machen komplexe Ideen greifbarer.

4. **Gesellschaftskritik**
Der Text übt scharfe Kritik an der Gesellschaft, indem er die Absurditäten des modernen Lebens und die Verzweiflung der Menschen aufzeigt. Der humorvolle, aber tiefgründige Ansatz regt zum Nachdenken an über Themen wie Identität, Gemeinschaft und den Zustand der psychischen Gesundheit in einer sich schnell verändernden Welt.

### Fazit
Insgesamt ist der Text ein durchdachtes und anregendes Stück Literatur, das sowohl unterhält als auch zum Nachdenken anregt. Die Kombination aus scharfsinniger Sozialkritik, ironischem Humor und einer klaren, einprägsamen Sprache macht ihn zu einem wertvollen Beitrag zur aktuellen Diskussion über die Herausforderungen der modernen Gesellschaft.

Selbst im besten Hafen kann ein Schiff versinken: Die starke Blume indessen entfaltet ihre Blütenpracht auch am Rande einer Kotgrube.

Jedoch nicht einmal die stolzeste Lilie vermag im Endeffekt 100 Tage zu blühen: Jedes schöne Spiel dauert halt immer nur kurze Zeit.