Doch neuerdings hatte sich offenbar auch in Übersee herumgesprochen, dass die Tränke im Herzen Rötelns sich zu einem internationalen Treffpunkt von Künstlern, Wissenschaftlern und Intellektuellen gemausert hatte. Am runden Tisch im Zentrum des Lokals trafen sich Geistesriesen aus aller Herren Länder, um die Probleme der Welt zu lösen.
Eine zufällige Stichprobe am Montagabend allein zeitigt nachgerade Sensationelles: Zwischen Hilfsverleger Dr. Mengele, Hilfsdichter Vögeli und den Blockwarten aus der Engen Straße sitzen einträglich die weltbekannten Künstler Bertram Russell und Orson Welles. Eine fruchtbare Unterhaltung entwickelt sich, und besonders Orson Welles wartet immer wieder mit überraschenden Anekdoten auf. Im Mittelpunkt der elitären Diskussion stehen geschichtliche Entwicklungen, die das Schicksal der Menschheit nachhaltig beeinflusst haben.
Auch Lokalmatador Düsberg kann wie immer jedes geistige Tempo mitgehen. Fieberhaft arbeitet der Superspeicher dieses Statistik-Experten, der zwar nicht unmittelbar in die Runde der Freunde integriert ist, der jedoch aus seiner Ecke am Tresen immer wieder mit interessanten Zusatzinformationen aufwartet. Gelegentlich weiß Düsberg auch maßvoll korrigierend ins Gespräch einzugreifen – wenn bestimmte Daten, Zahlen oder Fakten nicht ganz richtig kolportiert werden.
Die Mannschaft wird ergänzt durch einen Fremden, der, wüsste jemand seinen Namen, möglicherweise gar kein Fremder mehr wäre – so oft war er im "Loch" schon mit von der Partie. Doch dem Mann ist es immer wieder gelungen, sein Inkognito hinter den aufmerksamen, grau-grün-bläulich-braunen Augen zu verbergen. Selbst Düsberg, der einzige, der es hätte wissen müssen, schien überfordert: "Kürzel" hieße er, der Fremdling, doch mehr habe er, Düsberg, nicht ermitteln können. Zweifellos war "Kürzel" nicht der Weisheit letzter Schluss – dahinter müsste sich noch etwas Geheimnisvolles verbergen.
Mengele (zu Vögeli): "Wo hast du denn dies blonde Mädchen aus der Schweiz gelassen?"
Vögeli: "Wen geht denn das was an?
Orson Welles (in Gedanken versunken): "Der Pöbel, eben, das war die SA." (Blockwart 1 salutiert) "Und die blonden Mädchen..."
Düsberg (entzieht Welles rigoros das Wort): "Stopp! Nicht sagen!" (überlegt angestrengt, knipst nervös mit Daumen und Zeigefinger und triumphiert schließlich): "BDM! Genau. Das habt ihr nämlich nicht gewusst! So!"
Mengele (pfeift konzeptlos vor sich hin): "Pfififi-Piphpiph-Pwidelit-Päp..."
Orson Welles (lächelt versonnen): "Horst-Badenweiler-Lied, Wessel-Marsch – kenn' ich alles..."
Fremder (holt mit beiden Armen zum Schwadronieren aus): "Die Musik halt! – Beethoven hat einmal gesagt, die Musik sei höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie."
Vögeli (skeptisch): "Der kannte ja auch weder Drafi Deutscher noch Rod Stewart noch Julio Iglesias..." (würgt).
Düsberg (böse zu dem Fremden hinüber): "... Sei du jetzt bloß ruhig, Kürzel, oder wie immer du heißt – das weiß ja hier wohl keiner, da stimmt doch irgendwas nicht!"
(Der Fremde schaut Düsberg für ungefähr 20 Sekunden regungslos in die Augen).
Düsberg (hält den Blick nicht aus und beginnt plötzlich empört zu schreien): "Was?!"
Fremder (cool wie sonstwas): "Wieso, ich hab' doch gar nichts gesagt!"
Düsberg (beruhigt sich und winkt ab): "Denn hast du aber Glück gehabt."
Bertram Russell (versucht bereits seit Minuten, die Wirtschaft dazu zu bewegen, Getränke heranzuschaffen. Doch seine dezibelschwachen Bemühungen erreichen nicht die hörgeschädigten Adressaten. Schließlich mobilisiert er in einem letzten Kraftakt alle Reserven und schreit mit gebrochener Stimme): "Schnaps!!!"
(Die Wünsche werden erhört, Zufriedenheit macht sich breit).
Orson Welles (immer noch in Gedanken versunken): "Neenee, was Adolf gemacht hat, das war nicht alles schlecht. Genauso Franco, der war ja noch bis 1974 an der Macht." (Allgemeine Proteste). "Doch, doch, der König Balduin ist noch keine 20 Jahre dabei. Balduin? – Ach was, Baudouin heißt der doch..."
Bertram Russell (schüttelt mit dem Kopf): "Quatsch! '37/'38 war ich dabei – Legion Condor."
Orson Welles (repetiert): "Jaja, Die Lady und der Condor."
Düsberg (plustert sich an der Theke auf): "Der Hitler hieß in Wirklichkeit gar nicht Hitler. Aber das wisst ihr nicht!"
Vögeli (flüstert): "Schicklgruber."
Düsberg (schreit): "Was?"
Mengele (salutiert mit gestrecktem rechten Arm): "Heil Schicklgruber!"
Düsberg (macht eine verächtliche Handbewegung): "Der hieß nämlich gar nicht Hitler, hieß der nicht. Aber da kennt ihr nichts von. Ihr habt nämlich überhaupt keine Ahnung, habt ihr nicht.
So!"
Fremder (greift mahnend ein): "Schicklgruber hieß er."
Düsberg (winkt ab): "Das weiß ich nicht. Aber dass er nicht Hitler hieß, das wisst ihr eben nicht.
So!"
(Schnitt)
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Rezension von ChatGPT
„Das Schwarze Loch“ entführt die Leser in eine fiktive Gaststätte im Herzen Rötelns, die sich zu einem internationalen Treffpunkt für Künstler, Wissenschaftler und Intellektuelle entwickelt hat. Die Szenerie ist lebhaft und geprägt von einem bunten Spektrum an Charakteren, die sowohl humorvolle als auch tiefgründige Diskussionen führen.
**Charaktere und Dynamik**
Die Vielzahl an Charakteren bringt eine interessante Dynamik in die Handlung.
**Düsberg**: Als Statistik-Experte fungiert er als eine Art „Faktenwächter“. Sein Drang, die richtigen Daten und Zahlen zu präsentieren, sorgt für komische Momente, besonders wenn er in hitzige Diskussionen mit den anderen Protagonisten gerät. Seine Einwürfe sind oft gepaart mit einer Überheblichkeit, die sowohl amüsant als auch anstrengend wirkt.
**Orson Welles**: Der berühmte Regisseur bringt eine nostalgische Note in die Runde. Seine Anekdoten und historischen Bezüge sind oft mit einem ironischen Unterton versehen. Welles‘ Gedankengänge scheinen manchmal verworren, was die anderen anregt, ihm energisch zu widersprechen.
**Bertram Russell**: Der bekannte Philosoph sorgt für intellektuelle Tiefe. Sein verzweifelter Versuch, Getränke zu bestellen, wird zum Symbol für die Unfähigkeit der Gruppe, ihre Gedanken in konkrete Taten umzusetzen.
**Der Fremde („Kürzel“) und Mengele**: Diese Charaktere bringen eine geheimnisvolle Note in die Gespräche. Während „Kürzel“ durch seine Anonymität das Gefühl von Unbehagen und Spannung erzeugt, zeigt Mengele eine skurrile Loyalität zu historischen Figuren, die oft ins Absurde abdriftet.
**Themen und Humor**
Die Themen, die in den Dialogen behandelt werden, sind vielfältig. Die Diskussionen über historische Figuren wie Hitler oder Franco sind sowohl provokant als auch witzig, zeigen aber auch, wie Geschichte subjektiv interpretiert werden kann. Die Kombination aus Humor und Ernsthaftigkeit schafft eine spannende Atmosphäre, in der die Figuren ständig ihre eigenen Ansichten hinterfragen und verteidigen.
Der Wortwitz ist ein zentrales Element der Erzählung. Die Figuren lassen keinen Raum für Langeweile und bedienen sich häufig skurriler Vergleiche und Anspielungen. Düsbergs „Heißt ja gar nicht Hitler!“ ist ein Beispiel für den scharfen Humor, der die Diskussionen lebendig hält.
**Schreibstil und Erzählweise**
Die Erzählweise ist lebhaft und flüssig, mit einem klaren Fokus auf den Dialog. Die schnellen Wechsel zwischen den Charakteren und deren Meinungen schaffen ein dynamisches Leseerlebnis. Der Autor verwendet eine Mischung aus direkter Rede und erzählerischen Einschüben, die das Geschehen lebendig macht und den Lesern Einblick in die Gedanken der Protagonisten gibt.
**Fazit**
„Das Schwarze Loch“ ist eine erfrischende und amüsante Erzählung, die historische Diskussionen mit einem scharfen Sinn für Humor verknüpft. Die Charaktere sind vielschichtig und tragen durch ihre unterschiedlichen Perspektiven zur Komplexität der Themen bei. Die Mischung aus Witz und Ernst regt zum Nachdenken an und sorgt für ein unterhaltsames Leseerlebnis. In einer Welt, in der Fakten oft im Dunkeln bleiben, beleuchtet diese Erzählung die Bedeutung von Wahrheit und Interpretation auf eine Weise, die sowohl unterhaltsam als auch lehrreich ist.
Insgesamt ist „Das Schwarze Loch“ eine gelungene Mischung aus Satire und tiefgründigem Dialog, die den Leser dazu anregt, über die Bedeutung von Geschichte und die Art und Weise, wie wir sie erzählen, nachzudenken.
Kaum zu glauben, aber in der Gaststätte zum "Schwarzen Loch" gab sich immer häufiger nicht nur lokale Prominenz die Klinke in die Hand. Dass Bürgermeister Noppe gelegentlich hereinschaute oder auch der eine oder andere über die Grenzen der Stadt weithin bekannte Fleischermeister gern von Zeit zu Zeit sein Feierabendbierchen einpfiff, das war schon gar nichts Besonderes mehr.