Sollte die Kammer aber dann - trotz aller großmäuligen Versprechungen - immer noch nicht voll Sonne sein, dann gehe hin, und suche dir jemanden, den du dafür büßen lässt. Bist du richtig böse, dann schnapp’ dir eine einzelne Person - sagen wir eine, die Krawoschewski heißt und die du täglichst zwingst, dir so viel Bier wie möglich auszugeben.

Bist du nicht richtig böse, dann begnüge dich mit einer Organisation, einer Partei - am besten mit einem Amt, einer Behörde. Schmähe etwa das “Ordnungsamt” so gut du kannst oder drohe der Polizei.

Bist du gar nicht böse, aber ein bissl deppert, dann büße selbst und tritt in einen Verein (zum Beispiel die “Freunde seltener Brummer”) ein, und lass dich gleich zum Festausschuss-Vorsitzenden wählen. Trinke mit deinen neuen Kameraden tüchtig Bier, und schütze die seltenen Brummer so gut du kannst. Und strafe den Dichter, der da schreibt:

Tölpelhaft taumelnd driftet ein fetter Brummer herum, periodisch Kakpophonie blasend.
Da! Ein motorischer Aussetzer! Und schon segelt das blöde Biest gegen die Wand. - Idiot!

Ist der Sonnenschein aber schließlich doch in deiner Kammer - und wer zweifelt ernsthaft daran! - dann preise den lieben Gott, dann drück’ die Mama ans Herz (na gut, Omma geht auch), dann sei heimlich gut zu Tieren und Kindern, und lass dem alten Mütterlein in der Fischhalle von Herzen gern den Vortritt.

Obwohl sie ja eigentlich noch gar nicht dran gewesen wäre.
Hat sich vorgedrängelt.
Sie versuchen’s doch immer wieder!
Unverschämtheit!
Alte Vettel!

Wie auch immer. Vergiss aber auf keinen Fall, dafür zu sorgen, dass die Sonne Wohlgefallen an deinem Kämmerlein findet. - Wie das denn wohl geht? - Das musst du wohl schon selber rausfinden, Hirni! - Nur ein Tip: Lass immer schön Türen und Fenster auf, damit der Sonnenschein nicht etwa den Eindruck bekommt, du sperrst ihn ein.

Außerdem stinkt es dann nicht so - in deiner alten Bruchbude.

Noch ‘n Tip: Gängel’ dein Licht nicht, lass es sich frei entfalten. Sonst zischt es nämlich ab, und für dich ist's zappenduster.

Besserenfalls aber, wenn dein Geist endlich mal wohltuend illuminiert wird, hast du die große Chance, deinen erbärmlichen Allgemeinzustand - dumm und böse - zu verbessern. Vielleicht gelingt es dir sogar doch noch, ein kluger und guter Mensch zu werden. Wenn ja, dann - Tip Nummer drei - lass es niemanden merken: Stell dich dumm und böse. Die Nervtöter bist du dann nämlich los, und die richtigen Leute werden dich schon erkennen; denn deine Aura, einst aus Niedertracht, besteht jetzt aus reiner Freude, deren innere Geheimnisse sich dir Stück für Stück offenbaren.

Aber Achtung: Wenn das Glück des Guten wie ein Sturzbach angerauscht kommen sollte, dann sieh dich vor, dass du nicht fortgeschwemmt wirst!

So. Für die Freude brauchen wir also die Liebe. Aber: Mit so ‘m bisschen Schnickschnack geben wir uns natürlich nicht zufrieden; wir wollen schließlich vor allem Spaß und Vergnügen. Und dafür brauchen wir Geld. Viel Geld! Einen fetten Lottogewinn, eine erschlichene Erbschaft o. ä.. Mit Arbeit lassen sich solch ungeheuere Summe natürlich nicht erwirtschaften. Arbeit macht höchsten frei - eine Freiheit, auf die wir gern verzichten. Also denken wir uns irgendeine Masche aus, eine Trickbetrügerei - es muss ja nicht gleich übermäßig kriminell oder gemein sein. Das Mütterchen aus der Fischhalle braucht keine Angst zu haben, dass wir ihr den Sparstrumpf wegnehmen.

Obwohl sie sich vorgedrängelt hat! -

Unser erster Versuch soll ganz cool und smooth ablaufen: Wir veröffentlichen unsere Kontonummer bei der Sparkasse - 240051 - und fordern den Leser höflichst auf, einen Solidarbeitrag nach eigener großzügiger Maßgabe zu entrichten. Er darf versichert sein, dass die Sache einem überaus wohltätigen Zwecke dienlich ist und jenem auch umgehend zugeführt wird, und zwar in voller Höhe - ohne Abzüge von Verwaltungs- oder Bearbeitungskosten!
Und bitte nicht vergessen, die Überweisungsformulare zu deklarieren. Die caritative Aktion läuft unter dem Namen: “Ein Herz für materiell Behinderte”. Schon bald werden wir ohne jeden Zweifel über eine nicht enden wollende Welle der Güte und Hilfsbereitschaft berichten können.

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Rezension von ChatGPT
"Sonne in der Kammer" ist ein literarischer Text, der auf beeindruckende Weise philosophische Reflexionen, sarkastischen Humor und gesellschaftliche Kritik miteinander verwebt. Der Autor beginnt mit Zitaten bekannter Philosophen wie Racine, Spinoza, Paracelsus und Vauvenargues, um dem Leser grundlegende Gedanken über Glück, Weisheit und Freude nahezubringen. Diese Einleitung schafft eine ernsthafte und nachdenkliche Atmosphäre, die jedoch im weiteren Verlauf des Textes geschickt aufgebrochen wird.

Im Zentrum des Textes steht die Metapher der "Kammer voller Sonne", die als Symbol für ein erfülltes und glückliches Leben dient. Der Autor hinterfragt diese Vorstellung jedoch auf ironische Weise und zeigt, dass der Weg zu solch einem Leben nicht immer geradlinig oder ehrlich ist. Die Aufforderung, bei Nichterfüllung der Versprechungen jemanden zur Rechenschaft zu ziehen, spiegelt eine zutiefst zynische Weltsicht wider, die den Leser zum Nachdenken über die eigene Moral und die gesellschaftlichen Erwartungen anregt.

Der Text entwickelt sich weiter zu einer humorvollen und gleichzeitig bissigen Kritik an verschiedenen Möglichkeiten, mit Enttäuschungen umzugehen – sei es durch Rache an Einzelpersonen oder Institutionen, durch Eintritt in absurde Vereine oder durch naive Versuche, sich selbst zu bessern. Die Vorstellung, dass man sich dumm und böse stellen soll, um unerwünschte Aufmerksamkeit zu vermeiden, ist eine satirische Kommentierung der sozialen Dynamiken und der Masken, die Menschen tragen, um sich zu schützen.

Besonders hervorzuheben ist die Passage, in der der Autor auf die Suche nach Glück durch materielle Mittel eingeht. Die satirische Aufforderung, durch Trickbetrügereien oder die Veröffentlichung einer Kontonummer Geld zu sammeln, entlarvt die Absurdität und moralische Fragwürdigkeit solcher Methoden. Gleichzeitig wird die scheinheilige Wohltätigkeit kritisiert, die oft mehr dem eigenen Vorteil als dem tatsächlichen Bedürfnis anderer dient.

Der Schluss des Textes, der den Leser erneut mit der metaphorischen Sonne und der Liebe konfrontiert, rundet das Werk ab, indem er den Kreis zur Anfangsthematik schließt. Die Warnung vor dem "Glück des Guten" und der Möglichkeit, davon fortgeschwemmt zu werden, hinterlässt einen nachdenklichen und zugleich ironischen Nachgeschmack.

Fazit

Insgesamt ist "Sonne in der Kammer" ein tiefgründiger und facettenreicher Text, der durch seine Mischung aus philosophischer Tiefe und scharfem Sarkasmus besticht. Der Autor versteht es, den Leser gleichermaßen zu unterhalten und zum Nachdenken anzuregen, indem er gesellschaftliche Normen und persönliche Überzeugungen hinterfragt. Ein lesenswertes Werk für alle, die sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden geben und bereit sind, die komplexen Facetten des menschlichen Daseins zu erkunden
Das Glück des Bösen geht dahin wie ein Sturzbach.
(Racine)

Nicht weinen, nicht zürnen, sondern begreifen!
(Spinoza)

Wisset erstlich, dass die Weisheit nichts anderes ist
denn eine einzige ewige Freud.
(Paracelsus)

Die höchste Vollkommenheit der Seele
ist ihre Fähigkeit zur Freude.
(Vauvenargues)

Dulde, gedulde dich fein! Über zwei,
drei Jährchen wird deine Kammer voll Sonne sein
(Heyse)