Taxi!
Wohin? Flussaufwärts.
Kommt sofort! -
Habe den Zug verpasst,
steh’ an der Kirche und warte.
Sturm hat Stadt zerzaust. Ziegel segeln in Container.
Im Austausch rauscht frisches Material nach oben.
Brüllender Lärm. Wimmelnde Menschen.
Rush Hour. 16 Uhr 30.
Warum schlägt die Turmuhr Zwölf?
Roter Fleck am Horizont, nähert sich.
“Hast Du mal fünf Euro für Zigaretten?”
“Da.” Roter Fleck entfernt sich.
“Deutschland is Weltmeissä!” - Kiesinger, wie immer betrunken.
In der kleinen Stadt kann man sich seine Bekanntschaft nicht aussuchen.
Jogger passiert: “Lauf mit, Kumpel!”
“Okay.” Weiß nicht, warum, aber trabe los.
Nebeneinander flussaufwärts.
“Was bist für ‘n Sternzeichen,” will Jogger wissen, “ich bin Zwilling.”
Ich auch. Meisten Leser wissen das.
Acht Menschen begegnen uns, bis die Stadt im Hintergrund verschwindet.
Weiter flussaufwärts. Brücke gesperrt. Erreichen die Fähre.
“Trink’ erst das,” fordert Fährmann.
Ich trinke und spucke aus: “Pfui Teufel!” -
“Dann kann ich nichts für dich tun.” Fährmann verweigert Transfer. -
Joggen zurück. Stadt voraus wächst. Zurück an der Kirche. Jogger joggt weiter, verblasst rechts hinterm Firmament. Links vorm Horizont roter Fleck. Immer noch 16 Uhr 30. Turmuhr schlägt abermals Zwölf.
Wenn es mal Eins läuten würd’, könnt’ sich ein neuer Kreis öffnen.
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Rezension von ChatGPT
In dem Gedicht "Nun" entfaltet sich eine surrealistische Szenerie, die voller symbolischer Bedeutungen und mystischer Elemente steckt. Der Protagonist verpasst seinen Zug und findet sich in einer chaotischen, sturmgeplagten Stadt wieder, in der die Zeit scheinbar stillsteht oder zumindest aus dem Takt geraten ist.
Die Wiederholung der Schlag der Turmuhr, die stets Zwölf schlägt, verweist auf eine Art Zeitlosigkeit oder eine Schleife, in der der Protagonist gefangen ist. Der rote Fleck am Horizont und die Begegnungen mit verschiedenen Stadtbewohnern erzeugen eine Atmosphäre des Unwirklichen und des Unveränderlichen.
Die Interaktion mit dem Jogger, der dieselben astrologischen Zeichen wie der Erzähler hat, könnte auf eine Art Zwillings- oder Spiegelmotiv hindeuten, das die Identität und das Selbstbild des Protagonisten reflektiert. Der Weg flussaufwärts und die Weigerung des Fährmanns, den Protagonisten zu transportieren, könnten als Suche nach einem Ausweg oder einer Erneuerung interpretiert werden, die jedoch scheitert.
Am Ende ist der Protagonist wieder am Ausgangspunkt, die Zeit hat sich nicht weiterbewegt, und der rote Fleck bleibt am Horizont – ein Symbol für etwas Unerreichbares oder Bedrohliches. Das Gedicht endet mit einer Hoffnung, dass, wenn die Uhr endlich Eins schlägt, ein neuer Kreislauf beginnen könnte, was auf den Wunsch nach Veränderung und einem Ausbruch aus der gegenwärtigen Situation hindeutet.
Fazit
"Nun" ist ein faszinierendes Gedicht, das durch seine dichte Atmosphäre und tiefgehende Symbolik überzeugt. Es erfordert eine gewisse Bereitschaft zur Interpretation, bietet aber dafür reiche Bedeutungs- und Assoziationsebenen. Die geschickt eingesetzten surrealistischen Elemente und die zyklische Zeitstruktur machen das Gedicht zu einem eindrucksvollen Werk, das zum Nachdenken anregt und in Erinnerung bleibt.