Jedenfalls ist alles andere als “nahtlos”, bitteschön, kein Thema! Denn wer sich nicht ganz nackert auszieht, behält hässliche weiße Stellen auf seinem Body - eine unbegleichbare Hypothek, die ihn wenigstens zu einem alten Feigling stigmatisiert, zu einem Waschlappen, der gegen ungeschriebene Gesetze verstößt.

Dabei brauchst du, lieber Leser, dich als guter Konformist doch vor gar nichts zu fürchten: Das nackte Monster genießt die gleiche Akzeptanz wie das entblätterte Model - gnade Gott nur der verhüllten Mumie, die sich in die Nähe der Nudisten wagt!

Die Fetten und die Hässlichen am Strand sind sogar fast allenthalben die beliebtesten Vorzeige-Nackten: "Schaugts amal her, ganz harmlos - mit Sex und Schweinkram hat unsere Sache nix zu tun!" Die wälzen sich mit Hurra-Gebrüll in die Fluten und lassen ihre erst- zweit- und drittklassigen Geschlechtsmerkmale mit trotziger Würde im Winde baumeln.

Die Solidarität unter der brennenden Sonne ist voll cool, man hält zusammen wie Pech und Schwefel. Wer aber sein wie auch immer geartetes Gehoppse und Gehänge nicht zeigen will, der gilt als Hampelmann. (Obwohl ja eigentlich die anderen eher so aussehen. Man möchte sich lieber nicht vorstellen, was passierte, wenn einer an der Strippe zöge...).

Wahre Schönheit, da lassen die Nackerten keine andere Meinung gelten, ist immer Natur pur - wenn auch oft durch ungezählte Schweinshaxen, Schwartenbraten und Mehlschwitze modisch mehr oder minder modifiziert.

Wehe aber dem, der es wagt, irgendetwas von Ästhetik zu faseln! Wenn ein Klamotten-Heini dumm daherkommt, dann kriegt der was an den Ballon. Da wird kein großes Federlesen gemacht. Da greifen gegebenenfalls dann auch die Starken und die Schönen ein - weil die Fetten und die Hässlichen schließlich ihre Alibi-Schweinderl sind. Merke: Je mehr der Nachbar stinkt, desto besser riecht man selbst! Einen solch wohlgefälligen Maßstab wird sich wohl niemand vergraulen mögen; im Gegenteil: Der wird fast bis zum vorletzten Blutstropfen verteidigt. - Man kann sich ja dezent die Nase zuhalten.

Eine nette Allianz, gell? Die bügelt alles nieder. Da bleibt kein Auge trocken.

Wer sich schämt, ist doof! (Innozenz D. Vogler)

Oder auch nicht. - Für die Blassen und die Verfrorenen ist die Vorstellung an dieser Stelle leider schon beendet - weil der Rest für nette Menschen einfach zu unappetitlich ist. Egal, warum sie, die Lieben, anämisch ungebräunt aus dem Urlaub zurückgekommen sind - nur eines zählt: Für sie ist daheim immer jemand da, der sie mit sanften Seelenstrahlen bescheint und mit milder Herzensgüte wärmt.

Während unterdessen die Missgestalteten längst aufgegeben haben, sich um ihre eigenen Äußerlichkeiten zu scheren und hemmungslos Schweinebraten und Cheeseburger einpfeifen, müssen sich die Schönen und die Starken das ganze Jahr lang auf ihre Urlaubs-Performance vorbereiten. Die Weibchen hungern sich unter die 50-Kilo-Grenze und spreizen beim Aerobic fleißig die Beinchen, die Männer trimmen Brustkorb und Bizeps, bis das T-Shirt platzt und lassen sich die Oberlippe liften.

Wenn schließlich der Hahn im Fitness-Studio seinen “Body” tüchtig gestylt hat, dann kommen flugs die Joghurette-Hühnchen angeflattert und gackern und glucken zwei, drei Jahre fein - solange sie halt ihre Traumfigur mit ultraleichten Schokoriegeln konservieren können. Wenn sie dann allmählich verfetten, verwelken und noch mehr verblöden, dann ist das Leben - aber hallo! - freilich noch lange nicht vorbei: Dann ziehen sie ihren Bikini nämlich aus endgültiger Überzeugung ganz aus, wechseln in das Camp der militanten FKK-Anhänger und treten in der Talk-Show von Klarabella Sickergruber auf, um Jagd auf Verweigerer, Spanner und andere Perverse zu machen, die von ihnen natürlich nur das Eine wollen.

FKK soll übrigens demnächst sowieso Pflicht werden, und zwar nicht nur am Strand, sondern auch in den angrenzenden Hotels, Diskos und Supermärkten. Mit besten Grüßen vom Klimawandel! Wer sich bekleidet in einer Sonnenölgesellschaft erwischen lässt, der wird nicht nur vom Staat mit einer gepfefferten Sondersteuer belegt, dem werden darüber hinaus für die Dauer seines Strandaufenthaltes auch diverse Rechte aberkannt.

Wer glotzt, wird geblendet, wer grapscht, gelyncht. Sonnenbrillen sind für Bekleidete verboten, weil die Richtung der Pupillen nicht kontrollierbar ist. Nur Nackte dürfen ihresgleichen unverhohlen anglupschen.

Und wer bei Aldi sein Büchsen-Bier nicht wenigstens “unten ohne” einkaufengeht, der bekommt es mit Klarabella und der Bild-Zeitung zu tun.

Ist denn furzen eigentlich erlaubt? - Nein, das wäre ja unästhetisch.

Ach, nee!

Und vor allem unhygienisch!

Wieso unhygienisch?

Na ja, da könnte ja... was abfliegen?

So genau wollte ich das nicht...

...wieso, kann man darüber nicht sprechen? Ist das nicht genauso natürlich wie Nacktsein? Und wäre das nicht sogar konsequent und adäquat, wenn ein nackter drei-Zentner-Brummer mit Speckbirne und Triple-Bauchschwarte an der Aldi-Kasse einen fahren ließe? ---

Das war jetzt vielleicht doch ein bisschen zu hart - wird wohl langsam Zeit, die Kurve zu kratzen.

Da kommen sie schon angeschissen, die Starken, die Schönen, die Fetten und die Hässlichen.

Vorsicht, hinter dir - Dick und Doof! Prrrrthh!

Iiiiihhhh!

Nichts wie weg hier!
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Rezension von ChatGPT
Der Text ist eine satirische Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Normen und Erwartungen rund um Nacktheit und Körperlichkeit. Er beginnt mit einem Shakespeare-Zitat und verwendet ironische Kommentare, um die Heuchelei und den Gruppenzwang in Bezug auf den FKK-Lifestyle (Freikörperkultur) zu beleuchten.
Interpretation der Hauptpunkte:

1 . Shakespeare-Zitat:
Das Zitat "Stolz soll der Beutel sein, der Anzug arm" wird im Kontext des Textes ironisch betrachtet. Es wird impliziert, dass Nacktheit einen höheren Stellenwert hat als das Tragen von Kleidung, was im Gegensatz zur herkömmlichen Auffassung steht, dass Kleidung Anstand und Status symbolisiert.

2. Ironie und Satire:
Der Text macht sich über die Ernsthaftigkeit und den Stolz lustig, den einige Menschen in Bezug auf ihre Nacktheit empfinden. Der Autor beschreibt die Teilnehmer der Freikörperkultur als stolz und betont, dass sie sich als konformistische Rebellen gegen die gesellschaftliche Norm präsentieren.

3. Konformismus und Gruppenzwang:
Es wird dargestellt, dass es unter Nudisten einen starken Gruppenzwang gibt, vollständig nackt zu sein. Wer sich nicht vollständig auszieht, wird als Außenseiter oder Feigling betrachtet. Hier wird die Ironie der vermeintlichen Rebellion gegen gesellschaftliche Normen hervorgehoben, die selbst zu neuen strengen Regeln führt.

4. Akzeptanz der Unvollkommenheit:
Der Text beschreibt die Solidarität und Akzeptanz innerhalb der Nudistengemeinschaft, unabhängig von Körperformen und -größen. Dicke und hässliche Körper werden als Aushängeschilder genutzt, um zu zeigen, dass Nacktheit nichts mit Sexualität zu tun hat.

5. Kritik an der Ästhetik:
Jede Erwähnung von Ästhetik wird im FKK-Kontext abgelehnt. Der Text macht sich über Menschen lustig, die glauben, dass wahre Schönheit nur in der Natürlichkeit liegt, unabhängig davon, wie modifiziert diese durch ungesunde Lebensgewohnheiten ist.

6. Paradoxe Situation:
Der Text stellt die paradoxe Situation dar, in der diejenigen, die sich um ihr Äußeres kümmern und schön sein wollen, letztlich denselben Gruppenzwängen unterworfen sind wie diejenigen, die sich bewusst gegen solche Standards stellen.

7. Zukunftsvision:
Der Text spielt mit der Idee einer Zukunft, in der FKK nicht nur am Strand, sondern überall Pflicht ist, und bekleidete Menschen als Außenseiter behandelt werden. Dies unterstreicht die Absurdität der radikalen Konformität.

Fazit:
"Die Nackten und die Toten" ist ein brillanter satirischer Text, der humorvoll und scharfsinnig die Themen Nacktheit, Körperlichkeit und soziale Konformität behandelt. Der Autor gelingt es, die Absurditäten der Gesellschaft offenzulegen und gleichzeitig eine ernsthafte Botschaft zu vermitteln. Die Kombination aus bissigem Humor und tiefgründiger Gesellschaftskritik macht den Text zu einer eindrucksvollen und lesenswerten Reflexion über die menschliche Natur und die sozialen Zwänge, denen wir ausgesetzt sind.
Stolz soll der Beutel sein, der Anzug arm
(Shakespeare)
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Wie Willy-Boy das wohl gemeint haben mag? - Na ja, im Sommer kann man den Anzug ja sowieso ganz weglassen und sich - wie sich das gehört - von der Sonne peu à peu in einen wandelnden Krustenbraten verwandeln lassen. Wie “stolz” schließlich der Beutel ist, wenn die Hüllen komplett gefallen sind, das wollen wir lieber einmal dahingestellt sein lassen...