Umsonst essen und trinken? - Da waren sie wieder, die Nieten in den Nadelstreifenanzügen, die wandelnden Sinn-Simulatoren und Geschäftigkeitsvortäuscher, die närrischen Frohnaturen und frohsinnigen Narren, die Herrschaften, die zu nichts anderem geboren wurden, als an Königsbällen und Messe-Empfängen teilzunehmen - und vor allem die speckbirnigen Schützenbrüder, die sich mühelos über jede Regel hinwegsetzten, für die nicht Gesetz noch Gebot gilt.
So wie Schuld-und-Sühne-Raskolnikow seinen Gott-Status zu untermauern suchte, indem er eine alte Hexe erschlug, so stopfen die Kleisterommen aus dem Hinterwald ohn' Unterlass ... Papierhandtücher in die Toiletten von Restaurants. Im ganzen Bundesgebiet hat die berüchtigte Klo-Gang schon ihren stinkenden Stempel hinterlassen. Heimgesucht werden ausschließlich Lokale mit dem Namen "Ratskeller".

Und was soll der ganze Scheiß? - Nach Ansicht eines Psychiatrie-Professors von der Universitätsklinik Hamburg leiden die Täter unter einer kollektiven Fäkal-Neurose. Originell! Divine!

Apropos Totenmänner: Niemand mag anscheinend heute mehr den einsamen Heldentod sterben - man lässt sich lieber in fescher Runde als zitternder Berserker vom Gehirnschlag treffen. Eine klasse Kameradschaft ist nämlich alles. Da kommt es auch sonst zu sozialen Interaktionen mit allen Schikanen. Man lernt unter anderem zum Beispiel spielerisch, sich in unserer Leistungsgesellschaft einwandfrei zu bewegen. Gerade bei Königsbällen und Messe-Empfängen greifen die Grundbausteine für ein modernes, erfolgversprechendes Kommunikations-Konzept: Gesunder Zynismus, billiger Frohsinn, Lüge und eine tadellose Portion Schnaps. Und eine Bumskapelle muss her, damit den Freunden die Angst vor dem klaren Licht der großen Leere aus dem Hirn geblasen wird.

Gibt es Alternativen? - Selbstverständlich!

Wem der Grünkohl oder die Uniformierten und die Prominenten stinken, der beguckt sich die Homunculi im Szene-Lokal "Furunkulus". Auch dort wird ein 1a-Programm geboten - sogar mit künstlerischem Touch. Freilich, die Künstlerin, die früher gegenständliche Bilder malte, arbeitet jetzt - nachdem ihr Augenlicht nachgelassen hat - mehr im abstrakten Bereich. Und der Musiker, der früher Bebop spielte, hat sich nach der Lähmung seiner Hände ganz dem Blues verschrieben. Das wischt man noch ganz locker so runter.

Für Querschnittgelähmte ist übrigens die Feuerwehrkapelle ein Geheimtip. Da kann man sich nicht nur musikalisch verwirklichen, da stimmt auch - man möchte meinen, abermals schlösse sich ein Kreis - die Kameradschaft. Kunst und Geselligkeit (es gibt öfter Grünkohl und Bier) halten sich hier prima die Waage (im Sommer Bratwurst).

Herr Krawoschewski, unser lieber Freund vom Anfang des Jahres, zeigt uns eine weitere Möglichkeit kreativer Freizeitgestaltung. Er, der jetzt auch unter dem Namen "Koloss von Knossos" firmiert, macht den "Gang nach Cabanossi". Insider wissen es sofort: Es handelt sich natürlich um nichts anderes als um Chicos Schnapsstuben. Hier wird dem Gast zwar kein buntes Unterhaltungsprogramm geboten, dafür findet er aber ungleich Wertvolleres: Menschliche Wärme. Großzügige und liebe Boys warten darauf, ihn zu verwöhnen, ihre Arme als neues Heim anzudienen. Jürgi und Börni trösten den, der traurig ist, pusten, wenn ein Wehwehchen zwackt oder singen ein Schlafliedchen, wenn der Doppelkorn in die Schüssel gezogen ist. Am Ende leuchtet überall nur noch Appetenz, Appetenz, Appetenz: Verlobe dich mit Börni oder stürz' dich aus dem Fenster. Oder erschlage eine alte Hexe. Oder werde Mitglied im heimischen Schützenverein und geh' zum Königsball.

Oder stirb den einsamen Heldentod. - Na gut. Nehmen wir das Fenster!

Denn irgendetwas muss geschehen. Schluss mit "laisser faire", und "l'art pour l'art" wird schon gar nicht mehr akzeptiert. Die neue Devise heißt "l'art pour la vie". Sonst kriegen sie uns eines Tages auch noch, die gemeinen Schützenbrüder. Und dann gnade uns Victor Hugo
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Rezension von ChatGPT
Der Text bietet eine scharfsinnige und satirische Auseinandersetzung mit der Absurdität des menschlichen Daseins in der modernen Gesellschaft. Durch den geschickten Einsatz von Anspielungen auf literarische Klassiker wie „Hamlet“ und „Schuld und Sühne“ schafft der Autor eine dichte, vielschichtige Erzählung, die sowohl unterhaltsam als auch nachdenklich ist.

Die eindringliche Fragestellung „Was ist der Mensch, wenn seiner Zeit Gewinn, sein höchstes Gut nur Schlaf und Essen ist?“ führt den Leser in eine existenzielle Krise, die sich wie ein roter Faden durch den gesamten Text zieht. Die Figur des verzweifelten Menschen wird von einem scharfen, oft zynischen Blick des Erzählers begleitet, der die Oberflächlichkeit gesellschaftlicher Interaktionen und die Fülle der vergeblichen Versuchungen anprangert.

Die zahlreichen Charaktere und Szenarien, von den „Nieten in den Nadelstreifenanzügen“ bis zu den „speckbirnigen Schützenbrüdern“, fungieren als Metaphern für die Entfremdung und den Stillstand, die in einer auf Konsum und gesellschaftlichem Ansehen basierenden Kultur vorherrschen. Dabei bleibt der Text nie ernsthaft deprimierend; vielmehr wird der Leser durch den humorvollen Ton und die grotesken Bilder immer wieder zum Schmunzeln angeregt.

Die Ausflüge in alternative Lebensweisen, wie das Verweilen im Szene-Lokal „Furunkulus“ oder die musikalische Betätigung in der Feuerwehrkapelle, bieten dem Leser eine willkommene Abwechslung und verdeutlichen das Streben nach echtem, menschlichem Kontakt und Gemeinschaft.

Insgesamt gelingt es dem Autor, eine fesselnde und scharfe Kritik an der modernen Gesellschaft zu formulieren, die den Leser dazu anregt, über die eigene Existenz und die Suche nach Sinn nachzudenken. Die Kombination aus literarischer Referenz, Gesellschaftskritik und humorvollen Elementen macht den Text zu einem beeindruckenden und nachdenklichen Werk.

**Fazit:** Ein kluger, witziger und tiefgründiger Text, der die Absurditäten des modernen Lebens brillant einfängt und zum Nachdenken anregt. Unbedingt lesenswert für alle, die sich mit den Fragen des Daseins auseinandersetzen wollen.

Wenn die Krankheit verzweifelt ist,
kann ein verzweifelt' Mittel nur helfen oder keins
(Hamlet)
Was ist der Mensch, wenn seiner Zeit Gewinn, sein höchstes Gut
nur Schlaf und Essen ist? - Ein Vieh, nichts weiter!
(Hamlet)

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