Wer - ich? - Ja, natürlich! Du! Herein mit Dir - wenn Du kein Knollebär bist.

Sicher, ich. Wer denn sonst?

Wir bibbern vor Glück. Und, ach: wachen auf. In unserem Toilettenstuhl. Tja, da war wohl bereits das silberne Bett nicht mehr als eine schöne Chimäre in einem süßen Traum. Doch wir haben die Größe, bescheiden zu sein. Denn wir kennen Theodor Fontane. Der sagte: Das beste Glück ist ein bescheidenes Glück. Und das ist eben unser Toilettenstuhl, über den wir uns letztes Jahr zu Weihnachten schließlich noch so gefreut hatten und in dem wir seitdem so manchen flotten Fernsehabend verbracht haben.

Wir stehen dazu. Nach dem Motto: Bleibe im Lande, und nähre dich redlich. Oder etwas rustikaler: Kacke am Stock ist auch ein schöner Blumenstrauß. Ein prächtiges Bouquet aber vor allem deshalb, weil wir auch darnieder am Boden niemals vergessen, dass wir fliegen können. Und mehr: Dass wir Kunstflieger sind. Und sogar richtige Helden sein können. Wenn das irgendeinen ernsthaften Sinn hat.

Wir wissen auch, dass uns irgendwann der Sog der Leidenschaft wieder hinweg und in die Herzen unserer Königinnen wirbeln wird - ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. - So kommen sowohl Herr Seneca als auch Herr Fontane zu ihrem Recht. Und sicherlich so mancher andere weise Mann, der an dieser Stelle ohne Angabe von Gründen nicht berücksichtigt wird.

Ich, Ich, Ich !

An dieser Stelle sei die Geschichte des Toilettenstuhls kurz erzählt - auch wenn’s kaum einer verstehen mag.
Ich war in der Weihnachtszeit als Inspizient einige Tage lang unterwegs, um verschiedene Basare in Altenheimen etc. zu besuchen. Eine willkommene Gelegenheit, mich wieder einmal als Behindertenheim-Diver (Basar-Surfer) zu üben!

Insider wissen bescheid und die Eingeborenen (grüß Gott an dieser Stelle!) werden wenigstens die örtlichen Beschreibungen nachvollziehen können. Als Kunstflieger und -springer bin ich in der Lage, sagen wir vom Altersheim Nammen aus neun Kilometer weit bis zum psychiatrischen Wohnheim in Steinbergen zu jumpen, und zwar zum Beispiel mit drei Mal zwischendurch aufditschen und mehreren gehockten Quadro-Salti und siebeneinhalbfachen rückwärts gestreckten Schrauben.

Einen Tag hatte ich freilich vergessen, dass ich mit dem Auto unterwegs war, als mich einer dieser gigantischen Energieschübe überkam. Naja, da hab ich mich halt ein paar mal überschlagen und dergleichen, wurde voll eingegipst, bekam einen Toilettenstuhl... - ah ja, here we go. - Heute geht es mir wieder gut. Ich laboriere zwar noch an einem Oberschenkelhalsbruch, bin aber sonst recht rüstig und lese noch jeden Morgen die Heimatzeitung.

Kommen wir aber noch einmal auf die “Knollebären” zurück: Das Wort war mir ja niemals zuvor zu Ohren gekommen - bis ich die phantastische Begegnung mit den liebreizenden Smaragden hatte. Da taumele ich eines Tages, vollkommen überwältigt von meinem Glück, durch die Straßen einer x-beliebigen, unwichtigen Stadt, und plötzlich kommt mir einer entgegen: Ein Knollebär. Ich gehe weiter, und sehe immer mehr Knollebären. Es wimmelt! Ihhhh!!

Mir ist klar, dass sich in meinem Bewusstsein gerade eine unerhörte Veränderung vollzogen hat. Und jetzt bekomme ich ein gewaltiges Problem; denn ich weiß, dass ich die Knollebären als solche nicht hätte erkennen können, wenn mir das Wort “Knollebär” nicht bekannt gewesen wäre.

Man bedenke die logischen Konsequenzen, aus denen wir auch unsere Preisfrage ableiten: Gäbe es jene kartoffelnasige Kategorie Knollebär überhaupt, wenn der Begriff dafür selbst nicht existierte? Oder warum ist uns bislang überhaupt nicht aufgefallen, was uns jetzt regelrecht verfolgt: Dass es offenbar eine riesengroße Gruppe von Menschen gibt, die sich auf geheimnisvolle Weise zumindest zentralgesichtseimermäßig ähneln.

Das Abwägen der möglichen Konsequenzen stürzte mich in eine tiefe Krise. Wer weiß denn, wieviele andere Spezies noch real existieren oder durch reine Verbalartistik schlicht nach Schlechtdünken aus der Retorte gezaubert werden könnten? - Ich denke an das "Meer aller Möglichkeiten", in dem Ulrich Warnke über die Relativität von Existenz sinniert. - Kann es etwas geben, das überhaupt noch nie jemand zur Kenntnis genommen hat?

PARANOIA!! - Kennen sich die Knollebären untereinander? Warum glotzt mich der Typ mit dem Giga-Erker so dämlich an? Warum werden das denn immer mehr? Was wollen die von mir? - Und warum scheint mit der Elektrik irgendetwas nicht zu stimmen? - Apropos Stimmen - Hilfe!!

Ich suche einen Psychiater auf (Dr. Welfried Köters) und erzähle ihm meine Knollebär-Story.
“Gibt es die wirklich oder bin ich krank?”

Der Doktor guckt mich aus seinen wasserblauen Augen nur böse an. Er sieht aus wie ein Zwillingsbruder des Schauspielers Karl Malden (“Die Straßen von San Francisco”). Auf ein Zeichen von ihm werde ich von zwei Pflegern kommentarlos hinausgeworfen.

Mittlerweile sitze ich wieder auf meinem Toilettenstuhl und fühle mich recht zuversichtlich. Die Knollebären können mich mal! Habe ich Herrn Fontane Genüge getan, wende ich mich wieder Herrn Seneca zu. Die Begehrlichkeit steigert das Begehren in schwindelnde Dimensionen. Bald werde ich mich wieder - höher als jemals zuvor - in die Lüfte schwingen und dort Einlass begehren, wo es für die Kartoffelmännchen heißt: "Wir müssen draußen bleiben!"
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Rezension von ChatGPT
Der Text „Knollebär-Dreams“ ist eine satirische und skurrile Auseinandersetzung mit menschlichen Wünschen, Illusionen und der Realität, durchsetzt mit tiefgründigen philosophischen Reflexionen. Hier sind die zentralen Punkte und Gedanken des Textes zusammengefasst:

### Hauptthemen
1. **Begehrlichkeit und Illusionen:**
   - Der Text beginnt mit einem Zitat von Seneca über die unendliche Natur menschlicher Begierden. Diese Begierden werden in Träumen von Luxus und Reichtum dargestellt, die sich jedoch als bloße Illusionen entpuppen.

2. **Realität und Bescheidenheit:**
   - Der Protagonist wacht aus seinen goldenen Träumen in der Realität eines Toilettenstuhls auf, symbolisch für die Ernüchterung und die Rückkehr zur Bescheidenheit. Theodor Fontanes Zitat über das bescheidene Glück wird als Trost und Rechtfertigung für diese Realität genutzt.

3. **Fantasie und Kunstfliegerei:**
   - Der Text wechselt zu einer fantastischen Erzählung über Basar-Besuche und Kunstfliegerei. Diese Passagen unterstreichen den Kontrast zwischen der faden Realität und den bunten, fantastischen Träumen und Fähigkeiten des Protagonisten.

4. **Die Begegnung mit den Knollebären:**
   - Die Entdeckung der „Knollebären“, Menschen mit kartoffelförmigen Nasen, führt zu einer existenziellen Krise. Der Protagonist hinterfragt die Realität dieser Wesen und sinniert über die Macht der Sprache und Wahrnehmung bei der Schaffung von Wirklichkeit.

5. **Philosophische Reflexionen:**
   - Der Text stellt tiefgründige Fragen zur Existenz und Realität. Die Erwähnung von Ulrich Warnkes „Meer aller Möglichkeiten“ zeigt die philosophischen Überlegungen des Protagonisten über die Relativität der Existenz und Wahrnehmung.

6. **Paranoia und Realität:**
   - Der Protagonist gerät in eine paranoide Krise, als er überall Knollebären zu sehen glaubt. Sein Besuch beim Psychiater endet abrupt und zeigt die Hilflosigkeit im Umgang mit seinen Wahrnehmungen und Ängsten.

### Stil und Techniken
1. **Ironie und Satire:**
   - Der Text ist durchgehend ironisch und satirisch, insbesondere in der Darstellung von Luxus und Bescheidenheit, sowie in der absurde Begegnung mit den Knollebären.

2. **Surrealismus:**
   - Die fantastischen und surrealen Elemente, wie die Kunstfliegerei und die Knollebären, erzeugen eine absurde und gleichzeitig faszinierende Atmosphäre.

3. **Philosophische Anspielungen:**
   - Die Zitate von Seneca und Fontane, sowie die philosophischen Überlegungen des Protagonisten, geben dem Text eine tiefgründige Dimension und regen zum Nachdenken an.

4. **Groteske Übertreibung:**
   - Die grotesken und übertriebenen Beschreibungen, wie die Nutzung des Toilettenstuhls und die Vision der Knollebären, verstärken den satirischen Charakter des Textes.

### Fazit
„Knollebär-Dreams“ ist eine satirische, surrealistische und philosophische Auseinandersetzung mit menschlichen Begierden, der Illusion von Luxus, und der harten Realität des Lebens. Der Text nutzt groteske Übertreibung und Ironie, um die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit darzustellen und regt gleichzeitig zu tiefgründigen Überlegungen über Wahrnehmung und Existenz an. Die skurrile Begegnung mit den Knollebären symbolisiert die unvermeidliche Konfrontation mit den Absurditäten und Widersprüchen des Lebens.
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Die Begehrlichkeit kennt keine Schranke, nur Steigerung.
(Seneca)

Das können wir nur bestätigen, da wir in einem silbernen Bett schlafen und uns in goldenen Träumen von funkelnden Edelsteinen und glitzernden Brokaten laben, von goldumflossenen, leuchtenden Smaragden, die raunen: Nimm mich!