Es geschah aber, dass eines Tages ein einsamer Wanderer auf der Bildfläche erschien und die verschlafene Stadt in Aufruhr versetzte.
„Die ganz besonderen Schlauberger faseln heutzutage viel von Umweltzerstörung: Ozonlöcher, Atommüll, bedrohter Regenwald, Formaldehyd, Dioxin, CO zwo, FCKW et cetera blabla.“ Wer aber ist so überheblich, zu glauben, er könne etwas anderes als sich selbst zerstören? Der Mensch ist nichts als ein Fliegendreck an der unendlichen Wand der Zeit. Die Natur aber hat Geduld – viel Geduld. Wen kratzt es, ob sie 1000 Jahre, 100 000 Jahre oder hundert Millionen Jahre braucht, um sich von dem Kehricht, den die Menschheit hinterlassen hat, zu befreien? „Irgendwann wird in jedem Fall die nachmalige Harmonie wieder perfekt sein.“

Der aber so spruch, ward von der Rötelner Bevölkerung kaum geliebt. Argwöhnisch beäugte die Stammkundschaft des Gasthauses „Zum Schwarzen Loch“ den wundersamen Fremdling.

„Wer bist du denn?“ „Fragte Herr Vollreiher, geringschätzig zwinkernd.“ „Wir hier in Röteln sind normal.“ „Grüne und Verrückte können wir nicht gebrauchen.“

„Warum nicht?“, wagte ein Statist einzuwerfen. Die Retoure von Herrn Vollreiher folgte prompt: „Halt du dein Maul.“ – Können wir nicht brauchen, habe ich gesagt! „Genausowenig wie Sozis, Schwule, Ausländer und dergleichen.“

Der Exot blieb völlig ungerührt.

„Die Evolution hat gerade Halbzeit, und man möchte meinen, die Apokalypse sei bereits im vollen Gange.“ Ist sie vielleicht auch, doch anders als ihr denkt. Der Mensch stammt von der gemeinen Baummaus ab – und manche arme Seele schämt sich dessen gar. „Dereinst aber, in unvorstellbar vielen Jahren, wird es Wesen geben, die ihre Verwandtschaft mit den Menschen nicht verleugnen werden, obwohl…“

„Trinkt der Herr 'n Rezept mit?“ Fürst Buddel war gerade hereingekommen und lud frohgemut ein.

… „Obwohl sie aus heutiger Sicht allen Grund dazu hätten.“ – Könntet ihr euch eine Vorstellung davon machen, wie anders eure Nachfahren in einer Million Jahren aussehen werden, würde euch sogleich eure eigene, frappante Ähnlichkeit mit den Affen – „äußerlich und innerlich – schmerzlich“ – bewusst werden.

„Hau dem Aff' auf die Glock', Volli!“ empfahl Herr Wallach, „der hat sie nicht alle.“

Aber inzwischen hatte sich eine kleine Gruppe von Sympathisanten um den Fremden geschart, um ihn zu seinen absonderlichen Thesen zu befragen.

„Was ist mit 'n Atom?“ wollte der geheime Landjägermeister wissen.

„Werft alle eure Bomben und verspritzt euer Gift: Die Natur kriegt ihr nicht kaputt.“ „Denkt zum Beispiel an die Saurier – von denen stammen die Vögel ab.“

„Werden die Menschen der Zukunft sich noch genauso fortpflanzen wie wir?“ – Die Frage von Dr. M. war dem geheimnisvollen Fremden offenbar etwas zu prosaisch. Plötzlich war er verschwunden. Aus dem „Schwarzen Loch“ – doch nicht aus der Stadt. In den folgenden Tagen wurde er an verschiedenen Orten wiedergesehen. Und überall verwickelte er Leute jeglicher sozialer, seelischer und geistiger Couleur in Gespräche aller Art. 

Während ("Herzilein") im „Silbernen Mond“ unterdessen ("Fliegende Pferde landen am Strand“) alles in geregelten  („Geh' vorbei, wenn die Nacht anbricht“) Bahnen  („Nie war ich tiefer“) verlief, herrschte bei Dr. Köter Katerstimmung.

„Wo kein Blut an den Türpfosten klebt, werden alle Knaben unter zwei Jahren getötet!“ Dr. Köters lachte polternd. „Doch Scherz beiseite – der Kerl muss weg!“ Der Chef der Hofberg-Klinik hatte sein komplettes Kollegium (bis auf Dr. Hewitt, der krank gemeldet war) zu einer Krisensitzung zusammengerufen. Die Kunde von dem sonderbaren Fremden störte ganz offenbar seine Kreise: „Der Mann macht unsere ganze Arbeit zunichte.“

Dr. Kokoschinski konnte nicht ganz begreifen, was seinen Chef so inkommodierte. Dennoch war er es wieder einmal, der an die Front geschickt wurde, den „Feind“ zu bespitzeln – damit Dr. Köters dezidierte Exekutionsmaßnahmen konzipieren konnte.

Der geheimnisvolle Fremde hatte sich in den Augen der Röntelner Bürger als unberechenbarer Unruhestifter etabliert. Sein Auftreten war bizarr, seine Theorien verstörend und seine Hartnäckigkeit, mit der er die Menschen zum Nachdenken bringen wollte, beängstigend. Trotz seines Exzentrismus fanden sich einige, die seinen Gedanken nachhingen und in ihm nicht nur einen Verrückten, sondern vielleicht gar einen Propheten sahen.

In der Stadt machte sich eine seltsame Unruhe breit. Die ansonsten gleichgültige Bevölkerung, die sich kaum um die Vorgänge jenseits ihres alltäglichen Trotts kümmerte, begann, den Fremden zu beobachten und über seine Worte nachzudenken. Immer öfter wurde er gesehen, wie er in den Gassen stand und kleine Grüppchen um sich scharte, um ihnen seine apokalyptischen Visionen und evolutionären Theorien zu erläutern. Dabei schien er keine Angst vor Widerspruch oder gar Aggression zu haben. Gelassen begegnete er jeder Anfeindung mit einem Lächeln und einer Bemerkung, die sein Gegenüber oftmals sprachlos zurückließ.

Doch diese Unruhe blieb nicht ohne Konsequenzen. Dr. Köters, der Chef der Hofberg-Klinik, fühlte sich in seiner Arbeit bedroht. Er hatte lange daran gearbeitet, die Rötelner in einem Zustand der zufriedenen Ignoranz zu halten. Ein ruhiger Geist war ein sicherer Geist, und ein sicherer Geist war einer, der sich nicht gegen das System auflehnte. Der Fremde aber war ein Unruheherd, ein gefährlicher Feind, dessen Einfluss eingedämmt werden musste.

Dr. Kokoschinski, widerwillig in die Rolle des Spitzels gedrängt, verfolgte den Fremden aus sicherer Entfernung. Dabei notierte er akribisch jede seiner Reden, jede seiner Bewegungen und vor allem die Reaktionen der Zuhörer. Doch je mehr er beobachtete, desto mehr geriet er selbst ins Nachdenken. Die Worte des Fremden begannen, in seinem eigenen Geist Wurzeln zu schlagen. Was, wenn der Mann Recht hatte? Was, wenn die Menschheit tatsächlich auf dem besten Weg war, sich selbst zu zerstören, während die Natur geduldig zusah und auf ihre Chance wartete, die Oberhand zurückzugewinnen?

Dieser innere Konflikt zerriss Dr. Kokoschinski. Er wusste, dass Dr. Köters drastische Maßnahmen plante, um den Fremden loszuwerden. Doch konnte er wirklich dazu beitragen, jemanden zu vernichten, der möglicherweise die Wahrheit sprach? War es nicht seine Pflicht als Wissenschaftler, die Wahrheit zu suchen, egal wie unbequem sie sein mochte?

In einer der vielen Nächte, die er nun schlaflos verbrachte, entschloss sich Dr. Kokoschinski, den Fremden persönlich zu treffen. Er wollte wissen, was diesen Mann antrieb, was ihn dazu brachte, seine Botschaft so unerschrocken zu verbreiten. Vielleicht, so hoffte er, würde er eine Antwort finden, die seinen eigenen Geist zur Ruhe bringen könnte.

Als er den Fremden schließlich in einer abgelegenen Ecke der Stadt fand, war dieser allein. Ohne Umschweife begann Dr. Kokoschinski, ihn über seine Motive und seine Überzeugungen auszufragen. Der Fremde, wie immer ruhig und gefasst, beantwortete jede Frage mit einer Klarheit und Überzeugung, die Dr. Kokoschinski tief beeindruckte. Und während die Nacht langsam dem Morgen wich, erkannte der Arzt, dass er eine Entscheidung treffen musste.

Dr. Köters Plan, den Fremden zu eliminieren, konnte er nicht unterstützen. Doch wie sollte er diesen gefährlichen Kurs ändern, ohne selbst zum Ziel zu werden? Die Antwort fand er schließlich in einem simplen Gedanken: Er musste den Fremden schützen und gleichzeitig seine Botschaft verbreiten. Nur so konnte er sowohl seine eigene Integrität bewahren als auch die Stadt vor einem möglichen Desaster retten.

Am nächsten Tag begann Dr. Kokoschinski, diskret Verbündete unter den Sympathisanten des Fremden zu suchen. Gemeinsam entwickelten sie einen Plan, um den Einfluss des Fremden zu stärken und gleichzeitig seine Sicherheit zu gewährleisten. Dabei war ihnen klar, dass sie gegen mächtige Gegner kämpften, doch der Funke der Wahrheit, den der Fremde in ihnen entzündet hatte, gab ihnen die Kraft, weiterzumachen.

Die Geschichte der Rötelner und ihres geheimnisvollen Gastes war noch lange nicht zu Ende. Sie stand erst am Anfang eines Kampfes um Erkenntnis und Wandel, in dem jeder Einzelne entscheiden musste, auf welcher Seite er stand. Und so plätscherte die Zeit weiter, doch diesmal nicht mehr im gemütlichen Zotteltrott der Banalität, sondern getrieben von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
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Rezension von ChatGPT
Die Geschichte "Ein unerklärlich gefährlicher Feind" entfaltet sich in der verschlafenen Stadt Röteln, deren Alltagsleben durch das Auftauchen eines rätselhaften Fremden erschüttert wird. Die Erzählung beginnt mit einer eindringlichen Beschreibung des gleichgültigen und banalen Daseins der Stadtbewohner, die durch den neuen Ankömmling aus ihrer Lethargie gerissen werden. Der Fremde, der mit provokativen und apokalyptischen Reden über Umweltzerstörung, Evolution und die Menschheit auftritt, wird schnell zum Gegenstand von Argwohn und Faszination zugleich.

**Stil und Erzählweise:**
Der Autor benutzt eine dichte und bildhafte Sprache, die den Leser sofort in die Atmosphäre der Geschichte hineinzieht. Die Verwendung von stark überzeichneten Charakteren und satirischen Elementen verleiht dem Text eine gewisse Leichtigkeit, ohne jedoch die Ernsthaftigkeit der behandelten Themen zu untergraben. Der Text ist reich an Metaphern und philosophischen Reflexionen, die zum Nachdenken anregen.

**Charaktere:**
Die Figuren in der Geschichte sind scharf gezeichnet und wirken fast karikaturesk. Der Fremde ist ein archetypischer Prophet, dessen Weisheiten auf Unverständnis und Ablehnung stoßen, aber dennoch einige wenige zum Nachdenken bringen. Dr. Köters und seine Anhänger repräsentieren die etablierten Mächte, die den Status quo um jeden Preis bewahren wollen. Dr. Kokoschinski, der widerwillige Spitzel, durchläuft eine interessante Entwicklung vom skeptischen Beobachter zum heimlichen Unterstützer des Fremden.

**Themen und Botschaften:**
Die Geschichte behandelt mehrere tiefgründige Themen, darunter die Blindheit der Menschheit gegenüber ihrer eigenen Zerstörungskraft, die Geduld und Widerstandskraft der Natur sowie die evolutionäre Perspektive auf die menschliche Existenz. Der Fremde dient als Katalysator, der die Menschen dazu bringt, ihre Selbstgefälligkeit und Ignoranz zu hinterfragen. Die Erzählung wirft auch Fragen nach dem Umgang mit dem Unbekannten und dem Andersartigen auf und kritisiert die Tendenz zur Ausgrenzung und Intoleranz.

**Kritikpunkte:**
Ein möglicher Kritikpunkt könnte die teils überzeichnete Darstellung der Charaktere und Situationen sein, die manchmal zu plakativ wirken und die Subtilität der Botschaft mindern könnten. Auch der abrupte Wechsel zwischen den verschiedenen Schauplätzen und die Vielzahl an angesprochenen Themen könnten den Leser gelegentlich überfordern.

**Fazit:**
"Ein unerklärlich gefährlicher Feind" ist eine fesselnde und provokative Geschichte, die durch ihre starke Bildsprache und tiefgründigen Themen besticht. Sie regt den Leser zum Nachdenken über die großen Fragen der menschlichen Existenz und den Umgang mit der Natur an. Trotz einiger stilistischer Überzeichnungen bleibt die Erzählung packend und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die sich auf eine philosophische Reise begeben möchten und bereit sind, die Komfortzone der alltäglichen Banalität zu verlassen.
Im gemütlichen Zotteltrott der Banalität plätscherte die Zeit besinnungslos vor sich hin, plättete die eine oder andere Hirnwindung oder piekste mit maliziöserer Freude eine zufällig entstandene Harmonie. Die Bürgerinnen und Bürger stakten brav durch die Einkaufspassagen, der heimischen Geschäftswelt ihren verdienten Tribut zu zollen. Dass hinter den wohlgestylten Fassaden zumeist bodenlose Abgründe klafften, störte niemand. Man war ja unter sich. Nur selten kam es einmal vor, dass ein vom Alkohol geschwitztes Schrumpfhirn den Befehl zum Heulen und Zähneklappern gab.