Und - wer hätte das gedacht - jetzt lief alles sogar noch besser, weil es nämlich nicht nur Tonnen in verschiedenen Farben für verschiedene Bestimmungen gab, sondern zusätzlich auch eine bunte Auswahl von Säcken, so dass der Bürger seinen Unrat auf umweltfreundlichste Art fein sortieren konnte und anhand eines großen Planes stets genau im Bilde war, wann er welches Behältnis vor die Türe stellen dürfe: 20 Gramm ins transparente Säckchen, 150 Gramm ins blaue, ein halbes Pfund in die große, graue und die alten Bratkartoffeln in die grüne Tonne - einfach super!
Eines hatten die Strategen bei ihrem fast genialen Plan allerdings nicht berücksichtigt: Dass nämlich durch die mehrfachen Veränderungen der Regeln das wertvolle Leben in unseren Mikrokosmos-Biotopen gehörig durcheinander geriet.

Braucht man viel Phantasie, um sich ein Stück Mortadella-Wurst vorzustellen, das mit einer weißen Fahne aus einem Abfalleimer heraus winkt, um sich finalen Umfüllmaßnahmen hinsichtlich der einen oder anderen bevorstehenden Entsorgung zu entziehen? -

Überhaupt kein Problem, ein kleines Mittags-Schläfchen reicht dafür allemal. Gerade im Sommer! Wenn es endlich so schön ist und vor allem so schön heiß, wie das Tante Kunigunde und all die anderen immer wieder wütend verlangt haben: „Erst verprassen sie unsere Rente, und dann lassen sie’s auch noch monatelang regnen!“


Jedenfalls ist es einfach phantastisch, wie bei Temperaturen um die 40 Grad in jeder Ritze, wo Tante Kunigundes Sagrotan nicht hinlangt, das Wunder des Lebens erwacht. Bakterien r
äkeln sich, Würmer wischen sich den Schlaf aus den Augen, und schon fallen männliche Mikroorganismen, die es überhaupt nicht abwarten können, über die weiblichen her oder umgekehrt. - Können sich die Schweinigel eigentlich nicht durch Teilung vermehren, wie es sich für so gemeine Primitivlinge gehört?Na, egal. Soll sich die katholische Kirche darum kümmern. Die sind ja sowieso an der Sache dran - eben wegen der Abfalleimer-Biogenese. Denn gerade im Hausmüll, um unser Thema wieder aufzugreifen,  erwacht im Sommer vielfältiges Leben, seitdem nach einer Volksbefragung die Temperaturen um durchschnittlich zehn Grad erhöht worden sind.

45 Grad. Der Sack ist schon seit Tagen voll, doch der Kehricht-Container kommt erst nach dem Wochenende. Hoppla! Was winkt denn da, was stinkt denn da?  Ein nitritpökelsalzgeschwängerter Schwartenfladen hat sich aus einem ausgewürgten Beefy-Würstchen gestohlen, seine Horn- und Hufkameraden zurückgelassen. Unglaublich: Der Bursche hat ja richtige Beine, der kann richtig laufen! -

Wenn die Evolution total ausgetrickst ist, wenn sich pechschwarze Bananenschalen plötzlich räuspern, amorphe Schimmelmassen aus dem Mülleimer marschieren, geschlechtsreife Wurstpellen gar Depressionen bekommen, weil sie nicht wissen, welchem Gehopse sie ihre Aufwartung machen sollen - dann ist im Vatikan zwar bald Alarmstufe eins, doch längst noch kein Handlungsbedarf angesagt. Man kann der Natur zunächst ruhig ihren Lauf lassen.
Moralische und ethische Grundsätze müssen freilich neu überdacht und formuliert werden, da sich die Grenzen zwischen Leben und Tod aufzulösen scheinen, da „sogar Apalliker (Hirntote) noch reflexhaft masturbieren” können, wie “Der Spiegel” herausgefunden hat - und da sich in deutschen Mülleimern offenbar eine breite Front des Widerstandes gegen das biologische Establishments zu konstituieren scheint.
Doch der Arm des Himmelsgesetzes, die Agenten des katholischen Geheimdienstes “Opus Dei”, greift erst dann zu, wenn gewissermaßen werdendes Leben vernichtet wird. Wenn die Mortadella etwa zu etwas wird, das sie vorher niemals war - zu Fleisch - und trotzdem von einem bestialischen Menschen auf dem Klo über die Planke geschickt wird, dann findet im Grunde genommen nichts anderes als eine Art Abtreibung statt: Ein angehender Mortadella-Fötus wird ersäuft.

Warum wurde die blöde Mortadella denn überhaupt gekauft?

Ja gut: Es muss wohl im Rahmen eines Anfalls geistiger Umnachtung geschehen sein. Das Gelump’ hat ganz widerlich geschmeckt! Deshalb wanderte auch ein Dreiviertel von dem Ding ruckzuck in den Mülleimer - oder ins Klo.

Die Sackabfuhr darf ihre Hände in Unschuld waschen! -

Sackabfuhr! Sackabfuhr! Ein faszinierendes Wort! - Gibt es kein Gewinnspiel, in dem man ein Wellness-Wochenende auf der “Entsorga” gewinnen kann?
Sackabfuhr! Man lasse sich das Wort buchstäblich mal auf der Zunge zergehen - und spüre, wie sich der Affektstau zügig in den roten Bereich aufbläht! -
“Sackabfuhr! - Ich glaube, heute ist noch ein kleiner Amoklauf fällig!”

Der aber so sprach, ward auch Jupp, der Ripper, genannt. - Wie unangenehm! Doch wenn’s denn unbedingt sein muss, Jupp, ...aber nicht schon wieder töten! Sonst müssen wir dich den Behörden melden.

Den Behörden? - Moment mal: Die haben den Jupp doch wahrscheinlich selbst angestiftet, weil sie uns die Fußball-Weltmeisterschaft in den USA verderben wollen! Wahrscheinlich stecken die auch mit der Kirche unter einer Decke. Na wartet!

“Okay, Jupp. Mach, was du willst, wir halten dicht, wir halten uns da ganz raus!

Egal, jetzt kuck’ ich mir das erste Spiel an! Und weil das so unendlich langweilig ist, schlafe ich ein und träume von einem richtig tollen Match. Die Mannschaft stell’ ich selber auf: In der Abwehr spielen Rot, Grün und Blau, im Mittelfeld Hahn, Fuchs und Kalb, im Angriff Emil Kostadinov, Erwin Sanchez, Egon Olsen, Erich N’heka, Abel Balbo, Medina Bello, Jupp M’bute und Au Weia. Im Tor stehen Dolf Hitgren und Alf Inge Haaland. Das Siegtor schießt der eingewechselte George Finidi, der dann vor Freude wie ein Hund auf allen Vieren läuft - und dabei sogar das Bein hebt. Nach dem Schlusspfiff bricht der dritte Weltkrieg aus - der von der hervorragend ausgebildeten amerikanischen Polizei aber im Nu niedergeschlagen wird.
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Rezension von ChatGPT
Die **"Ballade von der Sackabfuhr"** ist eine bissige und humorvoll-satirische Auseinandersetzung mit modernen Gesellschaftsproblemen, vor allem mit Bürokratie, überbordenden Vorschriften und dem absurden Alltag der Mülltrennung. Der Text nimmt den Leser mit auf eine surreale Reise, in der das Abfallsystem und seine Tücken auf groteske Weise überzeichnet werden. Dabei schafft es der Autor, eine scheinbar banale Alltagsbegebenheit – die Müllentsorgung – in eine fiktive Welt zu übertragen, in der sich Müllsäcke und -tonnen zu Protagonisten eines absurder werdenden Dramas entwickeln.

Die Stärke der Ballade liegt in ihrer Sprachgewandtheit und in der Art und Weise, wie alltägliche Themen auf eine übersteigerte Ebene gehoben werden. Das skurrile Bild von zum Leben erwachenden Abfallprodukten, die sich aus dem Müll herausbewegen, erinnert an satirische Dystopien, in denen Realität und Fantasie miteinander verschmelzen. Diese lebendig werdenden Abfälle sind dabei eine symbolische Darstellung des Chaos, das entsteht, wenn Systeme wie die Mülltrennung immer komplexer und realitätsferner werden.

Besonders gelungen ist die ironische Verknüpfung von Mikroorganismen und Bakterien, die im Sommer in den Mülltonnen gedeihen, mit moralischen und religiösen Fragen. Der Vergleich von „werdendem Leben“ im Müll mit Fragen der Abtreibung und die Einbindung der katholischen Kirche verleiht dem Text eine zusätzliche Schicht gesellschaftskritischer Tiefe. Diese Anspielungen sind provokant, regen zum Nachdenken an und schaffen einen gelungenen Spagat zwischen Komik und Ernsthaftigkeit.

Ein weiterer Höhepunkt des Textes ist die abschließende Absurdität, in der ein Fußballspiel in einer Traumsequenz die vorherigen Themen überlagert. Hier werden politische und gesellschaftliche Themen mit der kulturellen Bedeutung des Sports verknüpft, wodurch die allgegenwärtige Flucht der Menschen in den Eskapismus des Sports kritisiert wird. Selbst die Andeutung eines dritten Weltkriegs wird humorvoll und sarkastisch in die Erzählung integriert, was die übergreifende Botschaft des Textes unterstreicht: die Absurdität der modernen Welt und die Ohnmacht des Individuums.

Insgesamt ist die "Ballade von der Sackabfuhr" ein intelligenter und pointierter Text, der seine satirische Schärfe gekonnt einsetzt, um den Leser zum Lachen, aber auch zum Nachdenken zu bringen. Der Autor spielt mit Sprache und Bildern, um ein bewusst überzogenes Szenario zu schaffen, das dennoch tief in den Alltagserfahrungen der Leser verankert ist. Die Ballade ist eine gelungene Kritik an Bürokratie, Konsumgesellschaft und der Überkomplexität moderner Systeme – unterhaltsam, grotesk und beunruhigend zugleich.
Es war einmal, da beschlossen die Wächter des Allgemeinwohls, ein neues Entsorgungs-Konzept in die Tat umzusetzen: Die guten, alten Mülltonnen wurden abgeschafft und durch ein ausgeklügeltes Sackabfuhr-System ersetzt. Obwohl aber der neue Modus einige Jahre ganz prima funktionierte, erlebte die Mülltonne eines Tages eine beachtliche Renaissance.