Keine Frage, dass sich die Alt­stadt-Prominenz die Ehre gab und dass bei dem Motto 'einmal zahlen - alles trinken' alle auf ih­re Kosten gekommen sind.
Wie schon im Vorjahr bereitete allein die Entsorgung der Exkremente den rührigen Veranstaltern des beliebten Festes Probleme. Für einen Toilettenwagen war auf dem „Noppe-Jevers"-Hinterhof beim besten Willen kein Platz mehr. Außerdem hätte die Anmietung eines mobilen Klosetts unweiger­lich den Eintrittspreis in die Hö­he schnellen lassen.

Männliche Personen machten, wenn die Blase auf Entladung drängte, jederzeit von Notlösun­gen rigoros Gebrauch. Doch was war mit den Damen? Wo gab es ein Plätzchen, das lauschig ge­nug war, ein adäquates Örtchen zu sein, ein stilles?
Der Wirt der „Schnecke" schräg gegenüber hatte sich längst quergestellt und sein Lokal verrammelt: Er hatte keinen Bock auf betrunke­ne „Gäste", die keinen Umsatz machten, sondern nur zum Pin­keln kamen. Wie dem auch sei: Irgendwie lief es trotzdem - buchstäblich - im Endeffekt immer. Und wenn es in der Schaufensterpas­sage des Möbelhauses „Nord­rhein" war...

Warum in die Ferne schweifen, mag sich auch Dr. Mengele gedacht haben, als er sich zum fünften oder sechsten Mal anschickte, di­rekt hinter dem Festzelt austre­ten zu gehen. Er war offensicht­lich mit sich und der Welt zufrie­den. Der Bürgermeister hatte ihm gerade das „Du" angeboten. Und somit konnte Dr. Mengele den Bürgermeister endlich „Idiot" oder „Hirni" nennen. -

Es mehrten sich die Zeichen, dass Dr. Köters bald Hochkonjunk­tur haben würde. - Das Rottfest entwickelte sich zu einem vorläufigen Höhepunkt hirnspastischer Euphorie. Nicht nur im Festzelt, sondern auch in allen anderen Rötelner Lokalen wurde hemmungslos gelärmt, geprü­gelt... und natürlich getrunken. Hirnschüsseln knürpsten im De­lirium, Geldbörsen leerten sich im Nu, planlos quoll Sülze fettig durch die Nacht, zufriedene Mu­mien wurden heimgeschafft.
Und die Festivitäten wollten kein Ende nehmen. Pausenlos tolterte die große Rott-Kesselpauke durch die Stadt, um kurzfristig weggetrete­ne Jünger an ihre Pflichten zu erinnern.

Letzte geistige Potenz und Reste sozialer Verhaltensbemühungen verdampften und versickerten wie Urin im Wüstensand. War es da verwunderlich, dass so man­cher Hirni sich frug, warum er mittelfristig überhaupt noch einer geregelten Arbeit nachgehen sollte, wenn er doch auf Kosten seiner Kranken­kasse bei Dr. Köters „Schock Doof" spielen konnte? -

Bei Madame Doris versuchte Ali sein seelisches Gleichgewicht wiederzufinden. Aus dem Laut­sprecher säuselte Humpelbert Engerling. Roger Whittacker sang anschließend den Jacobs-­Kaffee-Song, wobei beruhigend ein Geld­spielautomat bimmelte. „Sauf' aus, Idiot", forderte Madame Doris Monsieur Koko­schinski auf. - Ach! Das Leben war doch gar nicht so übel.

Rot­rockige und -gesichtige Schüt­zenbrüder enterten das Lokal. „Einer passt noch rein", sangen sie nett und wurden von Wirt Bambam ebenso nett aufgefor­dert, heimzugehen - und nie wieder zu kommen!

Bleierne Müdigkeit würgte die eisgraue Stadt. Aus seiner siche­ren Distanz von 380.000 Kilome­tern blendete der Mond Nacht­mahr in den Dunst sausender Hir­ne. Schwarze Schatten huschten unheildrohend über dem Seetor­Rott.

Auf seinem Heimweg traf Ali ge­gen Mitternacht Dr. Hewitt. Er grüßte den neuen Kollegen, doch der nahm ihn gar nicht zur Kenntnis. Hewitt war sichtlich weggetreten, bewegte sich fast wie im Zeitlupe - dabei aber sehr sicher. Es war exakt der gleiche Zu­stand, in dem Dr. Alfons Koko­schinski seinen Chef bereits zweimal erlebt hatte. Was hatte das alles zu bedeuten?
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Rezension von ChatGPT

Der Text liest sich wie eine surreale und satirische Schilderung eines Volksfests in einer fiktiven Stadt. Dr. Alfons Kokoschinski, Dr. Mengele und andere Protagonisten bewegen sich in einer grotesken und karikaturhaften Szenerie, die übertriebenes Trinken, hemmungsloses Verhalten und einen Verfall sozialer Normen beschreibt. Dabei wird das Fest zur Metapher für den Kontrollverlust und das Abrutschen in primitive Verhaltensweisen, während die Figuren in einem Zustand der Besinnungslosigkeit und Zügellosigkeit versinken.

**Geiz und Kontrollverlust:** 
Das Konzept des „abgrundtiefen Geizes", das du ansprichst, könnte hier auf das übertriebene Sparen oder Vermeiden von Kosten bezogen werden, was sich in die Absurdität steigert. Das Fest bietet eine „lächerliche Gebühr von 12 Mark“ an, um grenzenlos zu trinken. Das Verlangen, ein Schnäppchen zu machen und dabei die Kontrolle zu verlieren, könnte zu einer Art metaphorischem „Geiz“ in Bezug auf persönliche Verantwortung führen. Die Menschen geben ihre Selbstbeherrschung auf, um das maximale „Schnäppchen“ mitzunehmen, was schließlich zu Besinnungslosigkeit und Kontrollverlust führt. Dadurch geraten sie in einen Zustand der Bedürftigkeit oder Abhängigkeit, den du als „Köters-Bedürftigkeit“ bezeichnest – eine Anspielung auf das Verhalten von Tieren, die ihren Instinkten folgen und die zivilisatorischen Normen hinter sich lassen.

**Das Rottfest als Satire:** 
Das Rottfest scheint ein Sinnbild für den Verfall von Moral und Ordnung zu sein, wo gesellschaftliche Regeln ignoriert werden und jeder seiner ungezügelten Lust nachgeht. Es ist eine überzeichnete Darstellung des hedonistischen Verhaltens, das jegliche rationale Kontrolle verliert. In dieser chaotischen Atmosphäre scheinen die Charaktere zu degenerieren – von der „geistigen Potenz“ bleibt nichts übrig, „soziale Verhaltensbemühungen“ verdampfen wie Urin im Wüstensand. In diesem Kontext wird Dr. Köters als eine Art Schocktherapeut beschrieben, der diesen Niedergang „behandelt“, aber vielleicht selbst Teil des Problems ist.

**Absurdität und Humor:** 
Der Text spielt stark mit grotesken Übertreibungen und einer absurden Weltsicht. Zum Beispiel die Entsorgung der Exkremente oder das Verhalten des Bürgermeisters und der lokalen „Prominenz“. Solche surrealen Elemente und grotesken Charaktere, wie der Bürgermeister, der sich von Dr. Mengele „Idiot“ nennen lässt, unterstreichen den satirischen und humorvollen Ton.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Text mit dem Motiv des Verlusts von Kontrolle, Vernunft und Zivilisation spielt. Geiz und Kontrollverlust scheinen hier metaphorisch mit einem Zustand des irrationalen, tierhaften Verhaltens verbunden zu sein.
Wie kann eigentlich abgrundtie­fer Geiz zu Kontrollverlust, Be­sinnungslosigkeit und somit zu Köters-Bedürftigkeit führen? Dr. Alfons Kokoschinski war einem sehr rötelnspezifischen Phänomen auf der Spur. Letzte Antworten auf seine Fragen fand er beim „Rottfest". Dort nämlich konnte sich jeder nach eigener Maßgabe das Spatzenhirn wäs­sern; kurz: Man konn­te trinken, soviel man wollte - gegen eine einmalige, lächerliche Gebühr von 12 Mark.