Wenn’s denn eines Nachts mal so richtig gestürmt hatte und nichtsdestoweniger am nächsten Tage flimmerndes Morgenrot am Firmament einen “schönen” Tag ankündigte, dann vermeinten - eingedenk Theodor Fontanes - viele der oberstolzesten Rötelner Hähne, dass die Sonne allein ihretwegen aufgehe. Verschwand sie am Abend hinterm Horizont, dann war’s der Mond, der für sie ganz persönlich glimmte. Verweigerten aber in irgendeiner bedeckten Nacht einmal sämtliche Himmelskörper die Ausgabe von Licht, dann musste halt der eigene, vom Schnaps feuermelderfarbig gestylte Ballon den edlen Recken heimleuchten.

Vorher aber traf man sich zum Wettkrähen, Schattenbalzen und Reviermarkieren im Gasthaus “Zum schwarzen Loch”.

Mengele (zu Vögeli): “Was gibt’s denn bei Dir heute abend zu essen?”
Vögeli: “Kaliningrader Klopse mit Kohl und Kartoffel-Klöten und zum Nachtisch...”

Edgar Wels (assoziiert rigoros dazwischen): “Genau, Königsberg. - Mit Blücher und August, dem Starken, habt ihr 30 Jahre lang rumgemacht. Mit denen sind wir in Sekunden fertig geworden! Ich Ostpreuße!!”

Vögeli: “... zum Nachtisch ‘ne Kaltschale...”

Wels: “Wie, du warst in Schalke? Na ja, unentschieden.”

Vögeli (gibt auf): “Kaltschale mit Kiaschen.”

Wels (lächelt verschwörerisch zu Vögeli hinüber): “Aber ‘n UEFA-Cup-Platz schaffen sie auf jeden Fall.”

Vögeli: “Hohles Geschirr klingt am lautesten. Dem klappernden Hufeisen fehlt ein Nagel, dem plappernden Maul eine Schraube in der möglicherweise darüber befindlichen Schüssel.”

Fürst Buddl: “Möchtet ihr noch mal arm sein?”

“Dr.” Mengele und Bedienung 1 streiten um irgendwelche hundert Euro. Bedienung 1 verfügt in der Regel über zwei Kommunikationsmodi: Entweder sie flüstert so auffällig, dass jeder merkt, dass er das nicht hören darf, was ihn ohnehin nicht interessiert - oder sie bölkt, damit jeder das hört, was ihm ebenfalls schnuppe ist. Bei der gegenwärtigen Auseinandersetzung greift einwandfrei Fall zwei. Alle anderen Gesprächsversuche werden zwangsweise für mehrere Minuten unterbrochen.

Bedienung 1 (rückversichert sich nach allen Seiten, dass ihrer Angelegenheit uneingeschränkte Aufmerksamkeit gewidmet wird): “...Ich dräng’doch ‘m Mann keine 100 Euro auf!”

Mengele: “Und - lässt du dir denn gelegentlich mal gern von einem Mann hundert Euro aufdrängen?”

Fremder (zu Bedienung 1): “Wer glaubt, auf alle Welt verzichten zu können, der täuscht sich. Wer aber glaubt, dass die Welt auf ihn nicht verzichten könnte, der täuscht sich noch mehr.”

Bedienung 1 (schon wieder versöhnlich zu Mengele): “Was will der denn?”

Fürst Buddl (in schnapsselige Gedanken versunken): “Ich hab mal tausend Mark Aufwandsentschädigung bekommen, damals in Spanien...”

Vögeli: “Ich weiß nicht, was soll es bedeuten...”

Wels: “... Ja, deutsche Sprache, schwere Sprache. Wie heißt denn die Mehrzahl von Star? Stare? - Warum heißen die eigentlich Stars? Haben die Allüren?”

Vögeli: “Krüppel will immer vorantanzen.”

Wels: “ Wei?”

Brugsen (der geheimnisvolle Nordländer aus dem Off): “Was hier so für ein Scheiß geredet wird... das müsste man mal aufnehmen.”

Blockwart 1 (grapscht nach der vorbeihuschenden Bedienung 2): “Komm her, du kleine fette Maus!”

Bedienung 2 (entzieht sich der Umklammerung): “Weg da!”

Blockwart 1 (winkt ab): “Alles Dampfdosen!”

Brugsen (animiert): “Ich könnt’ schon wieder.”

Fremder: “Das Affektieren irgendeiner Eigenschaft, das Sich-Brüsten damit, ist ein Selbstgeständnis, dass man sie nicht hat.”

Tumleh (besinnungslos): “Muss lachen wie sonstwas.”

Fürst Buddl : “Wer Schnaps trinkt, is ‘n Schwein...”

Vögeli: “ ...Wer keinen trinkt, is ‘n dummes Schwein!”

Fremder (bestellt bei Bedienung 2 ein großes Bier): “Was Anmaßung bei den Schwachen ist, das ist Aufschwung bei den Starken - wie die Kraft der Kranken Raserei und die der Gesunden Lebensmut ist!”

Bedienung 2 (zu dem Fremden): “Sie haben ja wohl genug und gehen jetzt besser nach Hause!” -

Mit galoppierender Frequenz zucken schrille Blitze vor dem inneren Auge - teilen und vermehren sich, verwandeln sich in mehr oder minder abstrakte Allegorien und schießen wie in einer Achterbahn durch die Synapsenstränge. Bilder und Inhalte mischen sich in rasendem Tempo zu einer Suppe, deren Geschmack bald keinerlei Rückschlüsse mehr auf die Zutaten zulässt. Diffuses Licht und Nebelschwaden auf der Bühne.

Vorhang.

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Rezension von ChatGPT
Dieses Stück stellt auf satirische Weise die Eitelkeiten, Anmaßungen und das Gehabe der Charaktere in einem Wirtshaus, dem "Gasthaus Zum schwarzen Loch", dar. Die Protagonisten erscheinen wie Hähne, die glauben, die Welt drehe sich um sie, während sie im Grunde hohl und selbstgefällig sind. Die verschiedenen Figuren, darunter Vögeli, Wels, Mengele, und der Fremde, liefern sich in einer Mischung aus trivialen und hochtrabenden Gesprächen Dialoge, die die Absurdität ihrer Selbstüberschätzung entlarven.

**Hauptthemen und Motive:**
1. **Eitelkeit und Selbstüberschätzung:**
   - Die Hähne, die glauben, die Sonne gehe ihretwegen auf, stehen für die menschliche Eitelkeit und das übertriebene Selbstbewusstsein. Dieser Glaube wird durch Fontanes Zitat ironisch verdeutlicht.
 
- Matthias Claudius’ Zitat über den Wind, der den leeren Schlauch aufbläst, symbolisiert den leeren Stolz und die Anmaßung der Charaktere.

2. **Trivialisierung und Banalisierung:**
   - Die Gespräche der Charaktere sind oft trivial und überflüssig, was ihre Unfähigkeit zeigt, sinnvolle oder tiefgründige Gespräche zu führen.
 
- Vögelis Menübeschreibung, die durch Wels' Einwürfe unterbrochen wird, unterstreicht die Belanglosigkeit und das Missverständnis im Dialog.

3. **Kritik an Anmaßung und Dummheit:**
   - Der Fremde bringt immer wieder philosophische Einsichten ein, die die Eitelkeit und den Dünkel der anderen entlarven. Seine Bemerkung, dass diejenigen, die glauben, die Welt könne nicht ohne sie auskommen, noch mehr irren, ist ein zentraler Kritikpunkt des Stückes.

4. **Gesellschaftssatire:**
   - Die Charaktere repräsentieren verschiedene Gesellschaftstypen und ihre Fehler. Fürst Buddl erinnert an vergangene Heldentaten und Ehre, während andere in banalen und oft sinnlosen Gesprächen gefangen sind.
  
- Bedienung 1 und 2 zeigen verschiedene Arten von Kommunikationsstrategien und wie sie im sozialen Gefüge des Gasthauses funktionieren.

**Struktur und Stil:**
  - Das Stück ist stark dialogorientiert, was die Dynamik und die Interaktionen zwischen den Charakteren betont. Jeder Charakter bringt seine eigene Perspektive und seinen eigenen Stil in die Gespräche ein.

- **Ironie und Sarkasmus:**
  - Ironie ist ein durchgehendes Stilmittel, besonders in den Bemerkungen des Fremden und den absurden Reaktionen der anderen Charaktere.
 
- Der sarkastische Ton verstärkt die Kritik an den Eitelkeiten und Schwächen der Charaktere.

- **Kombination von Realität und Absurdität:**
  - Die Mischung aus realistischen Gesprächen und absurden, teilweise surrealen Einwürfen erzeugt eine komische und gleichzeitig kritische Atmosphäre.

  - Der Schluss mit den abstrakten Allegorien und der synaptischen Achterbahn lässt die Grenze zwischen Realität und Phantasie verschwimmen.

**Zusammenfassung:**
Dieses Stück stellt eine bissige Satire auf menschliche Eitelkeiten, Anmaßungen und Trivialitäten dar. Es nutzt die Atmosphäre eines Gasthauses als Mikrokosmos für die Gesellschaft und lässt die Charaktere in ihren eigenen Illusionen und Selbstüberschätzungen gefangen erscheinen. Die ironischen und sarkastischen Dialoge entlarven ihre hohlen Phrasen und absurden Vorstellungen, während der Fremde immer wieder den Spiegel vorhält, um ihre Schwächen offenzulegen.
Manche Hähne glauben,
dass die Sonne ihretwegen aufgeht
(Fontane)

Den leeren Schlauch bläst der Wind auf,
Den leeren Kopf der Dünkel.
(Matthias Claudius)